Über den Berg
Wer schon einmal in den Bergen unterwegs war kennt die Situation: mit jedem Schritt ändert sich nicht nur der Standort, sondern auch der Blickwinkel durch das Bergauf und -ab und schnell wechseln Ausblicke in die Weite, Blicke in die Tiefe oder auf steile Wände. Am Gipfel angekommen bietet sich ein Ausblick auf eine (unendliche) Bergwelt, die sich nicht mit einem Blick erfassen oder von einem Standort aus einfangen lässt.
Die Bergwelt ist eine andere und nur bedingt zu kultivierende; oberhalb der Baumgrenze finden wir Bergwiesen, dann Steine und Gestein und später Eis und Schnee. Der Berg ist eine der letzten Herausforderungen unserer Zeit. Zwar können wir gemütlich wandern und uns von der Seilbahn hinauf und hinunter fahren lassen - doch das Wetter wechselt schnell und ein kleiner unachtsamer Tritt kann schlimme Folgen haben. Hochgebirgstouren und das Besteigen der höchsten Gipfel der Welt gehört schon zum Standardprogramm. Die Bergwelt hat im Sommer wie im Winter dem modernen Besucher viel zu bieten.
Das Naturschauspiel Berg fasziniert durch seine unabsehbaren Gewalten und Gefahren, genauso wie durch seine geologischen Besonderheiten und schönen Gesteinen. Aber auch die menschlichen Bauten und technischen Errungenschaften lassen erstaunen.
In meinen Arbeiten der Gruppe "Über den Berg" geht es darum, diese Formen und Eigenschaften zu typisieren und sie so wiedererkennbar zu machen: ein kegelförmiger Vulkan, Materialschichtungen oder -einschlüsse, Gebirgsgruppen und Gipfelketten, Aussichtsplattformen und Türme. Mit der Arbeit "Familiengruppe" versuche ich eine Beziehung herzustellen zwischen der modernen Familie, ihrem Leben und ihren Träumen.
Der Berg mit seinen Geschichten ist ein Platzhalter für Gefühle und Erinnerungen und so wird das Bergidyll allerseits als Werbemittel verwendet. Bergseen und Gletscher, Tiere und Pflanzen wecken Sehnsüchte und Hoffnungen auf ein Leben im Bergparadies.
Jutta Widmer 2014