Schöne Steine
Nach einer Wanderung in den Bergen komme ich mit einigen Steinen in der Hosentasche nach Hause.
Während des Gehens schimmern sie mich an und verführen mich, mich zu bücken und sie aufzuheben. Ich nehme sie in die Hand und fühle ihre Strukturen, sie sind glatt oder rau, und spüre ihr Gewicht. Jetzt muss ich mich schnell entscheiden, ob ich diesen Stein mitnehmen möchte. Meist entscheide ich mich für den kleinstmöglichen der schönen Steine, um ein Erinnerungsstück zu besitzen, aber kein schweres Gewicht tragen zu müssen.
Auch am Strand oder am Flußbett kann man Menschen beim Sammeln beobachten - und viele Kinder kommen von jedem Spielplatzbesuch mit gefüllten Hosentaschen nach Hause.
Die keramische Arbeit Schöne Steine spielt mit diesen Situationen, die meist im Urlaub oder der Freizeit stattfinden. Aus einer größeren Menge an einzelnen Teilen können wir uns eines aussuchen, dass wir mitnehmen würden. Vielleicht müssen wir uns entscheiden, welches das "schönste" ist oder welches es mit zu nehmen lohnt.
Jeder Stein wird aus verschiedenen keramischen Materialien und Massen individuell zusammengefügt, dann geschnitzt, geschliffen und gebrannt. Nun nochmal geschliffen und abermals gebrannt. So entsteht ein Einzelstück, das so lange in den Händen bearbeitet und befühlt wurde, bis es als "schöner Stein" endgültig in die Masse der Schönen Steine aufgenommen wird.
Jutta Widmer 2015